Nach über zwei Jahren unterwegs, nach über zwei Jahren Freiheit, wissen wir, ein Zurück ins schnelldrehende Hamsterrad können/wollen wir uns nicht vorstellen. Eine andere Lösung muss her…


 

Erste Gedanken

Wir sind über zwei Jahre auf der legendären Panamericana unterwegs. Es ist eine fantastische, unvergessliche Zeit, voller Freiheiten. Wir sehen die ganze Fülle dieser Erde, wir erleben die Natur, wir leben Abenteuer.

In dieser Zeit arbeiten wir nicht. Wir reisen mit dem Geld, das wir uns während vier Jahren angespart haben.

Als wir in Ushuaia, dem südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents ankommen, haben wir fast kein Erspartes mehr – und wissen, zurück in ein 0815-Leben wollen wir nicht.

So viele Menschen mit anderen, „unkonventionellen“ Lebensentwürfen haben wir unterwegs getroffen. Warum soll es nicht auch für uns solche Optionen geben?

 

 

Entscheidungsfindung

Das Thema „Digitale Nomaden“ und ortsunabhängiges Arbeiten ist gerade in aller Munde. Bisher haben wir nie daran gedacht, dass dieser Lifestyle etwas für uns von sein könnte. Aber jetzt?

Wir lesen uns ein und wissen – das wollen wir ausprobieren. Zusammen.

Südamerika scheint uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht der richtige Ort. Der Winter steht vor der Tür, es ist kühl. Unser Reisefahrzeug bietet zu wenig Platz, um darin arbeiten zu können. Der Hotspot dafür scheint sowieso Asien zu sein.

Asien. Seit unserer ersten längeren Reise, vermissen wir den Kontinent. Das köstliche Essen, die liebenswerten Menschen, ein bisschen auch das Gewusel…

Die Entscheidung zu treffen ist nicht einfach, bedeutet sie doch enorme Veränderungen und erfordert einiges an Organisation. Irgendwann können wir uns durchringen.

Wir finden in Uruguay einen guten Platz für unser Fahrzeug. Hier können wir Zora legal bis zu einem Jahr stehen lassen. In diesem einen Jahr wollen wir schauen, ob das digitale Nomadentum etwas ist für uns. Und vor allem, ob wir damit Geld verdienen können.

 

Jedes Café kann zum Arbeitsplatz werden.
und noch ein Grund der für Asien spricht
Warum wir uns für dieses Experiment für Asien entschieden haben...

 

Wo die Sonne aufgeht

Am Reisen mit dem eigenen Fahrzeug lieben wir vor allem die Unabhängigkeit. Doch „ohne“ bieten sich auf einmal auch spannende Optionen. Wir können überall hin, wo wir hin wollen. Ganz gleich, wie weit die Länder auseinander liegen.

Für unsere Anfänge machen wir aber keine Experimente – wir wählen Thailand als ersten Standort. Dieses Land kennen wir und viele digitale Nomaden haben es als Basis gewählt. Die Vorteile liegen auf der Hand: das unverzichtbare Internet ist schnell, das Preis-/Leistungsverhältnis spricht für sich.

 

Wie fangen wir an?

Nach ein paar Tagen in Bangkok reisen wir weiter nach Pai, ganz im Norden des Landes. Ausserhalb des Ortes haben wir ein kleines Bungalow mit Sicht auf die berühmte Brücke. Wir mieten einen Roller und beginnen uns ein Leben einzurichten.

Es gilt, nicht nur herauszufinden, wo es das beste Essen gibt und was die Umgebung bietet. Sondern auch, einen Weg zu finden, wie wir Geld verdienen können.

Darüber machen wir uns nicht erst hier Gedanken – Projekte, Lebensentwürfe und Geld verdienen waren auch während dem Reisen immer wieder Gesprächsthema. Wir beschliessen: wir machen einfach mal! Wir probieren aus und fangen an verschiedenen Orten an. Passt etwas doch nicht, hören wir einfach wieder auf damit.
Arbeiten mit Aussicht in Pai

Wo bleibt der Geldsegen?

Unsere Leidenschaften sind Reisen, Schreiben und Fotografieren. Damit wollen wir versuchen Geld zu verdienen und starten verschiedene Projekte gleichzeitig.

Als erstes wird dieser Blog ins Leben gerufen. Zwar haben wir seit Beginn unserer Reise eine Website. Doch auf einem Blog lassen sich Artikel ganz anders gestalten. Weg von Berichten im Tagebuch-Stil, hin zu solchen mit echtem Mehrwert für die Leser. Wir setzen uns zum Ziel, dir so viele Infos wie nur möglich zu geben. Unsere Erfahrungen und Tipps zu teilen.

Von unserer Reise entlang der Panamericana haben wir 10’000-ende Fotos. Vielleicht ist es mit den Bildern ja sogar möglich Geld zu verdienen? Wir versuchen es und melden uns bei verschiedenen Plattformen an.

Es gibt noch ein wenig freie Kapazität. Wir starten verschiedene Nischenwebseiten und kreieren Websites für Bekannte.

Unsere Zeit ist jetzt zwar ganz gut ausgefüllt, der Geldsegen bricht jedoch, oh Wunder, nicht über uns herein. Wir verdienen mal hier und mal dort ein paar Franken, aber nicht so viel, dass wir unsere Lebenshaltungskosten halten könnten. Wir wissen, wir MÜSSEN Geld verdienen.

Dieser finanzielle Druck zehrt an uns. Zweifel befallen uns. War es die richtige Entscheidung? Was wenn wir scheitern? Was könnten wir denn noch machen? Wie machen es andere? Überhaupt, läuft es bei allen anderen nicht viel besser?!

Bei all diesen Fragen zu wissen, dass unser Auto am anderen Ende der Welt darauf wartet, irgendwann abgeholt zu werden – was unweigerlich mit Kosten verbunden ist – macht die Situation nicht gerade leichter…

 

Gedankenspiel

Wir verlassen Pai und gehen weiter nach Chiang Mai. In unserem kleinen Apartment fühlen wir uns ein bisschen wie Expats. Wir lieben es mit dem Roller durch die wuseligen Strassen zu brausen, wir geniessen das erschwingliche und so köstliche Essen. In diesen Momenten sind die Zweifel weit weg.

Wir arbeiten viel, haben immer wieder neue Ideen. Ja, wir haben (mehrheitlich) Spass daran und können uns dieses Leben gut vorstellen. Und trotzdem, das Einnahme-/Ausgabenverhältnis stimmt noch immer nicht.

Wir wissen nicht mehr genau wann, aber zu einem Zeitpunkt verändert sich unsere Einstellung. Der Druck „Geld verdienen zu müssen“, lastet plötzlich nicht mehr so schwer auf unseren Schultern – und das obwohl er noch immer da ist. Auf einmal sind wir überzeugt, dass es irgendwann klappen wird und wir Geld verdienen werden. Wie auch immer.

 

Lösung in Sicht?

Wir ziehen weiter nach Bali. Wir knien uns ins Thema, lesen viel, treten Online-Gruppen bei, erhalten immer wieder kleine Hinweise und ziehen unsere Schlüsse. Wir lernen viel. Es ist inspirierend und bald werden wir das Gefühl nicht los, dass sehr, sehr viele Menschen suchen, was wir suchen. Wir realisieren aber auch, DAS Patent-Rezept gibt es nicht. Viele Einflüsse bestimmen über Gelingen oder Scheitern.

Neue Erkenntnisse kommen auf. Es muss doch eine Nachfrage nach Textern geben. So viele Blogs, Websites, Nischenseiten, Produktetests wollen mit Inhalt gefüllt werden. Ich sehe meine Chance mit Schreiben Geld zu verdienen und beginne bezahlte Aufträge anzunehmen. Tatsächlich, endlich ändert sich der Kontostand ein klein wenig in die andere Richtung.

Liegt es damit zusammen, dass wir nicht mehr ganz so „angespannt“ vorgehen, oder ist es einfach Glück? Wir wissen es nicht. Doch auch Andy’s Skills als Programmierer sind gefragt und er erhält eine Anstellung als Freelancer. Ganz nebenbei verkaufen sich unsere Fotos regelmässiger. Ein sehr kleines, aber immerhin, ein passives Einkommen.

 

Zeit für Sightseeing in Bangkok

 

Reisen und Arbeiten?

Bisher verlaufen Reisen und Arbeiten bei uns relativ getrennt. Erst sind wir über zwei Jahre nur gereist. Nun arbeiten wir seit ein paar Monaten fast nur – abgesehen von kleineren Ausflügen in die Umgebung.

Nur zu arbeiten fällt uns bisher relativ leicht. Wir mögen was wir machen, sind von der langen Zeit unterwegs noch ziemlich gesättigt und haben ein klares Ziel vor Augen: wir wollen Geld verdienen, um nochmals eine Runde mit unserem Fahrzeug drehen zu können.

Wären die Gegebenheiten anders, würde uns das Fokussieren auf die Arbeit, insbesondere in Asien schwerer fallen. Die vielen, leicht erreichbaren Destinationen rundherum sind einfach zu verlockend….

Natürlich haben wir uns überlegt, wie es denn gewesen wäre, wenn wir schon während dem Unterwegsein mit dem Auto, Geld verdient hätten. Dann hätte unser Erspartes länger gereicht und es hätten sich andere Möglichkeiten eröffnet.

Doch eigentlich sind wir ganz zufrieden, mit dem Geld verdienen, zugewartet zu haben. Wir konnten uns über zwei Jahre lang voll und ganz dem Reisen hingeben. Wir mussten nicht darauf achten, Internet zu haben, hatten keine Verpflichtungen und waren ganz frei. Für diese Erfahrung sind wir sehr dankbar.

Und auch an der momentanen Sesshaftigkeit können wir Positives abgewinnen. Wir lernen Orte ganz anders kennen. Es ist ein schönes Gefühl sich auszukennen, Lieblingscafés zu haben, zu wissen wo es die beste Papaya gibt, wer die Nachbarn sind und welcher Warung den Besuch besonders lohnt. Es sind tiefere Einblick ins Leben an einem Ort, ins Leben in einem Land möglich.

In Zukunft werden sich die beiden Bereiche vielleicht auch mehr vermischen. Wer weiss.

 

Und jetzt?

Alles in Butter also? Wir sind noch nicht ganz sicher. Noch reichen die Beträge erst aus, um in Ländern mit tiefen Lebenshaltungskosten leben zu können. Etwas zur Seite zu legen, liegt nicht drin.

Erst zögerlich würden wir uns überhaupt als digitale Nomaden bezeichnen. Wir haben noch viele Fragezeichen. Wir suchen noch nach dem richtigen Mass an Arbeit und Freizeit, an einem Gleichgewicht, aus Arbeiten die Geld einbringen und dem Verfolgen von Herzensprojekten. Wir hadern, straucheln, sind voller Neugier und Zuversicht. Ein echtes Gefühlskarussell.

Aber, wir sind guten Mutes und haben viele Ideen, in welche Richtung uns unser Weg führen könnte. Zurück ins Hamsterrad wollen wir noch immer nicht.

 

 

Und du? Wie verdienst du dein Geld? Bist du glücklich damit? Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Kennst du die Zweifel, die uns begleiten? Fragen über Fragen, vielleicht magst du uns eine Antwort schreiben.