Unsere Online-Arbeit vom beengten Reisefahrzeug ausführen - und das im oft "zivilisationsarmen" Südamerika. Reisen und Arbeiten kombinieren. Kann das funktionieren?
Nach gut 180 Tagen als digitale Nomaden mit Reisefahrzeug in Südamerika ist es Zeit für ein kleines Fazit. Geht unser Plan auf? Falls ja, wie gut?


Zurück in Südamerika - Langsames Eintauchen

Nach der ersten Runde durch Südamerika würden wir die WiFi-Situation auf dem Kontinent gelinde ausgedrückt als "unstet" bezeichnen. Entsprechend gross sind unsere Fragezeichen vor dem Projektstart.
Diese sind jedoch rasch vergessen, als wir nach gut 9 Monaten "ohne" unsere Zora endlich wiedersehen. Unversehrt, von der Sonne etwas ausgebleicht, wartet sie in Uruguay auf uns. Wir ziehen ein und fühlen uns umgehend zu Hause.

Den Start lassen wir ganz langsam angehen. Wir bleiben vorerst, wo wir sind. Der Campingplatz bietet aber auch alles, was wir brauchen: stabiles Internet, überdachte Sitzplätze, spätsommerliche Temperaturen, kilometerlange, einsame Strände für die Work-Life-Balance. Ja, so funktioniert das Arbeiten einwandfrei, die Bedingungen könnten nicht besser sein. Was aber, wenn wir unterwegs sind, gelingt es uns als digitale Nomaden mit Reisefahrzeug in Südamerika?

Als digitale Nomaden mit Reisefahrzeug in Südamerika - Reisen&Arbeiten

Als digitale Nomaden mit Reisefahrzeug in Südamerika

Reisen - und arbeiten

So schön es auf dem Platz ist, so gut die (Arbeits-) Bedingungen sind, wir wollen los. Die Reiselust überkommt uns.

Umgehend wird uns bewusst, dass unsere Spontanität nicht mehr ganz so gross ist, wie sie es einmal war. Um ein paar Tage unterwegs sein zu können, müssen wir richtig planen.

Wir versuchen den besten Zeitpunkt zu wählen, was sich als schwierig herausstellt. So viel vorneweg, es soll auch in Zukunft nicht einfacher werden, die richtige Zeit für Frei-Tage zu wählen.

Wir wagen es dennoch, fahren los und nehmen in Kauf ein paar Tage nicht online zu sein. Die Reisefreude kommt auf, als bald wir unterwegs sind - wir erkunden die wilde, zu dieser Jahreszeit einsame Küste Uruguays, geniessen das Draussensein und die Natur in vollen Zügen. Rasch bemerken wir aber: ganz so frei, wie zuvor fühlen wir uns nicht. In unseren Hinterköpfen schlummern Gedanken an die Arbeit, die liegen bleibt. Aufträge, die uns vielleicht gerade entwischen... Manchmal können wir die Gedanken daran abstellen, manchmal nicht.

Arbeits- und Reisephasen - Das Rezept für uns

Gleich zu Beginn versuchen wir ein Rezept zu finden, um Reisen und Arbeiten unter einen Hut zu bringen. Wir glauben, dies könnte es sein: wir unterscheiden zwischen Arbeits- und Reisephasen.
Dass wir langsam reisen, ergibt sich dabei von selbst. Ist ein passender Platz gefunden, an dem die Bedingungen stimmen, bleiben wir. Wer weiss, wie der nächste Ort sein wird.

Dieses "Rezept" behalten wir in den kommenden Wochen/Monaten bei. Wir bleiben mehrere Tage, teils gar Wochen, an verschiedenen Orten und reisen dazwischen. Da wir wissen, dass wir gar nicht so schnell unterwegs sein können, sind wir ganz entspannt und offen, für alles, was da kommen wird. Als uns ein Freund anbietet, sein wunderschönes Blockhaus in Chile zu bewohnen, müssen wir nicht lange überlegen.

Digitale Nomaden in Südamerika

Mach mal Pause!

Blockhaus-Leben in Chile

Wir geniessen das einfache Leben auf dem Land in Chile: Holzhacken, Feuermachen, gut Kochen, auf Trutcha, unseren Hund, aufpassen, den Schafen zuschauen, ab und zu ein Schwatz mit unseren Nachbarn, den Mapuche-Indianern, Kaffee trinken auf der Sonnenterrasse.

Trotz der Abgeschiedenheit funktioniert das WiFi einwandfrei und wir arbeiten viel, nur die Aufträge sind ein ständiges Auf und Ab. Konstanz haben wir keine. Doch, da wir das Haus gratis bewohnen dürfen, ist der finanzielle Druck nicht ganz so gross, was uns das Leben ganz schön erleichtert.

Als wir nach 2 Monaten weiterziehen, sind wir etwas traurig, so sehr haben wir uns zu Hause gefühlt, aber auch glücklich, über eine unvergessliche Erfahrung.

digitale Nomaden mit Reisefahrzeug

Auf der Sonnenseite

Mit der Abnahme unseres Reisetempos scheinen sich die glücklichen Zufälle zu häufen. Wir fahren in den Norden Chiles und damit den warmen Temperaturen entgegen. Als uns angeboten wird, ein Hostel, das gerade zu ist, zu "bewachen", und im Gegenzug die gesamte Infrastruktur gratis benützen zu dürfen, müssen wir wiederum nicht lange überlegen.

Auch hier beste Voraussetzungen:  ein Stellplatz unter Palmen, ein gemütlicher Aufenthaltsbereich, eine super Küche, schnelles WiFi. Wieder bleiben wir. Wieder fühlen wir uns ganz zu Hause. Geniessen es, uns auszukennen, Lieblingsplätze zu finden, wann immer wir wollen Ausflüge in die Umgebung unternehmen zu können.

Wie ein perfekter (Arbeits-) Platz für uns sein sollte...

Wir haben also einige Mal Glück und finden perfekte Ort, an denen wir gut arbeiten können - es sind allesamt Orte, die neben einem Stellplatz zusätzlichen Platz bieten.

Steht uns "lediglich" ein Campingplatz mit WiFi zur Verfügung funktioniert das nur unter Umständen.

Ein perfekter Stellplatz, an dem wir Arbeiten können, verfügt über einen gedeckten Sitzplatz, oder aber es herrscht schönes, nicht zu heisses und vor allem trockenes Wetter, so dass wir draussen sein können.

Perfekter Arbeitsplatz

Perfekter Arbeitsplatz

Steht beides nicht zur Verfügung, wird es schwierig. Der Platz in unserem Reisefahrzeug ist zu beschränkt, als dass wir zu Zweit drinnen arbeiten könnten.

Es ist dies eine weitere Erkenntnis: wollen wir längerfristig von unserem Fahrzeug aus arbeiten, brauchen wir mehr Platz. So viel, dass wir beide bequem drinnen sitzen können. Dies macht nicht nur das Arbeiten angenehmer, sondern es vergrössert auch die Auswahl an in Frage kommender Plätze - und macht das Reisen günstiger, denn Stellplätze bei Hostels und Co. kosten meist mehr.

WiFi-Equipment für digitale Nomaden mit Reisefahrzeug

​Wir nutzen während unseres Projekts als digitale Nomaden mit Reisefahrzeug in Südamerika ausschliesslich vorhandenes WiFi. SIM-Karten gibt es in vielen Ländern zwar auch, sie sind jedoch relativ teuer. Um das WiFi-Signal zu verstärken, haben wir Folgendes eingesetzt:

Die NanoStation M2 mit dieser Antenne (es ist viel mehr als eine Antenne, aber wir nennen es hier mal so) empfangen wir das Wifi-Signal.

Zum befestigen der NanoStation nutzen wir die Saugnapfhalterung, ebenfalls von Ubuquiti.

Ein ganz normales Netzwerkkabel (CAT 5 oder höher), mit diesem wird die NanoStation M2 und der AirGate-LR Router verbunden.
Es dient als Datenkabel und versorgt die NanoStation mit Strom (PoE).

Mit dem AirGate-LR (LongRange ~50m) Router erzeugen wir unser eigenes Wifi Signal.
Das AirGate-LR lässt sich direkt auf das Netzgerät der NanoStation aufstecken. Somit braucht die ganze Installation nur 2 Kabel (1x Netzwerkkabel & 1x Stromkabel an die Steckdose).

Falls du dir diese Ausrüstung zulegen willst, hier findest du ein gutes Video in welchem genau erklärt wie du das ganze einrichtest (englisch).


Unser Fazit

Wir sind sehr zufrieden mit unserer Wahl und es besteht momentan kein Bedarf an weiterem Equipment.

Wifi - Ubiquiti NS M2

Wifi - Ubiquiti NanoStation M2 im Einsatz


Fazit

Als digitale Nomaden mit Reisefahrzeug in Südamerika

Als digitale Nomaden mit Reisefahrzeug in Südamerika - es ist möglich. Vor allem, wenn du dich entlang der Küsten bewegst (siehe Karte mit den Datenkabel weltweit).

Es bedarf wohl etwas mehr Planung, um geeignete Plätze zu finden und es muss in Kauf genommen werden, ab und an nicht online sein zu können. Keine unwesentliche Rolle für den Arbeitskomfort spielt auch das Fahrzeug - je mehr Platz, desto besser.

Wir sind sehr froh, während mehr als 2 Jahren ausschliesslich gereist zu sein. Denn, ganz so frei und unabhängig fühlen wir uns auf unserer 2. Runde durch Südamerika nicht mehr. In ganz so abgelegene Gegenden, so abseits der Zivilisation, bewegen wir uns auf Runde 2 nicht mehr - und es sind dies ein paar der wertvollsten Erfahrungen unseres Panamericana-Reise für uns. Der Druck Geld verdienen zu müssen, lastet zudem manchmal ganz schön schwer auf uns und trägt dazu bei, uns nicht ganz frei zu fühlen.

Dankbar sind wir dafür, das langsame Reisen kennengelernt zu haben. Es ermöglicht noch einmal ganz andere Einsichten in ein Land. Die Erfahrung überall leben und arbeiten zu können, ist ebenfalls sehr bereichernd, sie erweitert den Horizont, macht uns offen und gespannt, auf all die Möglichkeiten, die das Leben zu bieten hat. Ganz klar, diese Reise hat uns verändert, aus einer Reise wurde ein Lifestyle.

Ob wir als digitale Nomaden lieber stationär an einem Ort sind und die Vorzüge eines schönen Hauses geniessen, oder doch die "Doppelbelastung" von Reisen und Arbeiten bevorzugen, das wissen wir noch nicht abschliessend.
Sicher ist, wenn wir auch in Zukunft von unterwegs arbeiten, würden wir uns für ein Fahrzeug mit mehr Platz entscheiden. Und dann wohl für eine Kombination beider Möglichkeiten.