Die Vorteile. Die Nachteile. Im Vergleich.

 

Eingequetscht in einem zu engen Bus sitzend, stossen die Knie an den Sitz des Vordermannes, das Baby in der hinteren Reihe plärrt, der Schweiss rinnt dir von der Stirn und eigentlich müsstest du auf die Toilette… Es heisst durchzuhalten und darauf zu vertrauen, dass der zu schnell fahrende Chauffeur alle Kurven kriegt… Die Freuden des Unterwegsseins.

Hast du dich in solchen Momenten auch schon gefragt, ob es keine Alternative gibt? Wir kennen eine und verraten dir, was sie taugt.

Wie wir zu Overlandern werden

 

Wie viele von euch sind wir in unseren Reiseanfängen mehrere Monate mit Backpack und öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Haben unsere zu schweren Rucksäcke in die hintersten Winkel Asiens geschleppt und bei so mancher Busfahrt Stossgebete in den Himmel geschickt.

Bald aber beginnen wir die Vorteile von Mietautos zu schätzen – wie schön, so viele Fotostopps machen zu können, wie wir wollen, wie schön auch an Orte zu kommen, die in keinem Reiseführer erwähnt sind, wie schön den Fahrtwind zu spüren, wie schön der Freiheit nah zu sein!

Genau, wir sind auf den Geschmack gekommen und wollen ein eigenes Reisefahrzeug. Schnell wissen wir, ein Toyota LandCruiser HZJ75, auch Buschtaxi genannt, soll es sein.

Wir sparen also, suchen, finden und kaufen. In vielen Stunden entsteht ein rollendes Zuhause, Zora genannt, ganz nach unseren Wünschen.

Wir werden zwei Jahre und fast 100’000km, durch Nord-, Mittel- und Südamerika, unterwegs sein und können euch von den Unterschieden der beiden Reisearten berichten.

 

 

Vorteile eigenes Fahrzeug

 

  • Freiheitsgefühle kommen auf! Du kommst einfach überall hin, wo du hin willst. Keine stundenlangen Busfahrten mehr, kein Warten am Strassenrand.
  • Und wenn das einzige Restaurant im Kaff geschlossen hat, auch kein Problem, du kannst ja selber kochen.
  • Sehenswürdigkeiten/Must See’s in der Natur kannst du entgegen der Touristenmassen besuchen – weil du beispielsweise direkt am Ort des Geschehens übernachtest und am Morgen als erstes da bist. Herrlich!
  • Schlafen direkt am Strand. Grillieren unter dem Sternenhimmel. Aufstehen mit der Sonne. Die Natur wird erlebbar.

    Schlafen in der eigenen Bettwäsche hat was! Vor allem über einen längeren Zeitraum.

  • Selberkochen hat auch was (auch für alle mit besonderen Ernährungsformen interessant). Und auswärts essen kannst du ja bei Wunsch immer noch.
  • Wie viel Abenteuer es sein darf, kannst du selber entscheiden. Dein Leben liegt in deinen Händen und nicht in denen eines unvernünftigen Busfahrers – und das fühlt sich gut an!
  • Einheimische, die Wissen wollen, wer auf dem Dorfplatz steht. Hunde, Katzen, Hühner, Esel, Pferde, Affen, Enten und Vögel die zu Besuch kommen. Das gibt es in keinem Hostel.
  • Ob beim Einkaufen im lokalen Supermarkt, beim Treibstoff oder Wasser-Auftreiben, du lernst den Alltag der Einheimischen kennen, wirst vielleicht sogar Teil davon.
  • So viele Kilometer und Grenzen gemeistert, sich von dem korrupten Grenzbeamten nicht über’s Ohr gehauen, sich auch in Ländern, wo man kein Wort versteht, durchgeschlagen, Todesstrassen und Sandpisten gemeistert zu haben – ein tolles Gefühl!

 

 

auf dem Salar de Uyuni
wir haben Besuch
Baja California
selbstgemachter Bananenkuchen

 

 Nachteile eigenes Fahrzeug

 

  • Klar, ein eigenes Fahrzeug anzuschaffen kostet etwas.
  • unter dem Strich bleibt vielleicht weniger freie Zeit, da du neben dem Reisen auch einen Haushalt führst. Einkaufen, kochen, putzen, waschen, reparieren, inklusive. Und alles dauert länger als zu Hause, weil du immer und immer wieder herausfinden musst, was wo zu bekommen ist.
  • Die Reiseplanung ist ebenfalls aufwändiger. Du kannst keine Verantwortung abgeben und willst weder ohne Benzin stehen bleiben, noch in Sackgassen landen. Wobei, genau solche Situationen führen oft zu besonderen Erlebnissen. Zumindest im Nachhinein, mag man sie meist auch;)
  • Das Thema „Sicherheit“ spielt eine viel grössere Rolle. Vor allem, wenn du mitten in der Natur übernachten willst, musst du dir Gedanken machen.
  • Das eigene Fahrzeug kann dir auch im Weg stehen. Restaurants können nicht besucht werden, weil sie keinen sicheren Parkplatz haben, das hübsche Café an der Ecke auch nicht. Um in’s Stadtzentrum zu kommen musst du vielleicht doch auf den Bus ausweichen, weil der Campingplatz weit ausserhalb liegt und du im Zentrum nicht ins Parkhaus kommen würdest, da dein Fahrzeug zu hoch ist. Und auch der Inseltrip muss gut geplant werden…

    das finanzielle Risiko ist grösser. Was, wenn ein Unfall passiert, oder grössere Reparaturkosten anfallen? Kosten, die schlecht kalkuliert werden können.

  • Es kann Zeiten geben, wo du länger alleine oder „nur“ mit deinem Partner zusammen bist. Dies gilt es auszuhalten. Konflikte müssen immer gelöst werden, da ihr im gleichen „Boot“ sitzt.
  • Das Autofahren sollte nicht unterschätzt werden! Je nach Land können die Distanzen gross und die Strassen in schlechtem Zustand sein, nicht alle Verkehrsteilnehmer halten sich an Regeln oder fahren so, wie du dir das wünschen würdest. Gelinde ausgedrückt. Auch sind die Strassen oft eng, die Städte voller Sackgassen. Ein Stressfaktor.

 

 

campieren in Medellin
enge Strassen in Mexiko
Aussicht in El Salvador

 

Vorteile Bus & Rucksack

 

  • das Reisen ist unbeschwerter, weil man viel Verantwortung/“Arbeit“ abgeben kann und je nach Land (Stichwort Asien) ist es ein leichtes Vorwärts zu kommen.
  • in vielen Hostels gibt es alle Serviceleistungen, die du vielleicht brauchst. Von Mahlzeiten, über Wäscheservice bis zur Organisation der Tickets für die Weiterfahrt.

    viele Hostels liegen im Zentrum. Sehenswürdigkeiten und Co finden sich oft in Gehdistanz.

  • Anschluss zu finden, ist, wenn gewünscht, leicht.
  • Selberkochen wirst du vermutlich nur, wenn du willst.
  • auch wenn ihr als Paar reist, die individuellen Bedürfnisse sind leicht zu verfolgen.
  • Du kannst, Nachtbusfahren und Billigfliegern sei Dank, auch weite, länderübergreifende Distanzen, zurücklegen. Mit dem eigenen Fahrzeug in der gleichen Zeit unmöglich.

 

 

 

Die Zmorgenterrasse direkt am Meer
Streetfood
Zugfahren in China

 

 

Nachteile Bus & Rucksack

du bist von vielen verschiedenen Personen/Unternehmen/Gegebenheiten abhängig.

  • Du hast deine Sicherheit nur teilweise in den eigenen Händen
  • schnarchende Zimmernachbarn, verschmutze Toiletten, die immer gleichen Stories, die ausgetauscht werden.
  • Busse fahren nicht, viel später oder sind schon voll.
  • warten, warten, warten!
  • oft bewegst du dich unter deinesgleichen, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen ist eher schwierig.
  • fast täglich in einem anderen Bett zu schlafen, kann dich auf Dauer ermüden.

 

 

 

Im Schlafbus nach Vietnam
Die "Fähre" nach Champasak
Schlammpiste erfordert Einsatz

 

 

Kleines Fazit

 

Die Vor- und Nachteile halten sich also in etwa die Waagschale und es ein persönliches Abwägen, was dir wichtig ist.

Ist es die ultimative Freiheit, das Erleben der Natur, gemütliche Campingstunden? Oder bewegst du dich gerne in Städten, feierst Partys mit neuen Freunden und hast gerne die Qual der Restaurant-Wahl?

Vielleicht muss es ja auch keine Schwarz-Weiss-Entscheidung sein. Freunde von uns sind auf ihrer Weltreise erst mit Rucksack und Bus durch Südamerika gereist und haben sich für ihre Kanada-USA-Zeit ein Pickup mit Wohnkabine gekauft. Das Reisen damit genossen sie ein paar Wochen lang, verkauften das Auto dann und wurden für ihre letzte Etappe wieder zu Backpackern. Ein guter Weg, um mal zu schauen, wie das so ist, mit einem eigenen Fahrzeug.

Klar auch, dass gewisse Länder eher für Roadtrips geeignet sind als andere. Für „Roadtrip-Einsteiger“ bieten sich wenig besiedelte Länder mit guter Infrastruktur wie Australien, Neuseeland, Kanada, USA, Schweden, oder auch Chile und Island an.

In dicht besiedelten Ländern mit guten Bus- und Zugverbindungen wie etwa Thailand wiederum macht Backpacking mehr Sinn.

 

 

 

netter Schlafplatz
fun on the road
Ankunft in Datong, China

 

 

Ausprobieren?

Vielleicht mietest du dir für die nächste Reise einmal ein Auto samt Zelt oder gar einen Camper und schaust, ob dir diese Reiseart zusagt? Aber Vorsicht, die Konsequenzen können gravierend sein;)