Beitragsreihe - Reisende auf und neben der Panamericana
Alle starten sie im Norden oder Süden der Amerikas und wollen für längere Zeit auf und neben der legendären Panamericana unterwegs sein. Das sind dann aber auch bereits alle Gemeinsamkeiten. Die Reisenden, die Reisearten, die Reisefahrzeuge, die Reisekosten, die Reisedauer - alles unterscheidet sich. Es gibt unzählige Arten, wie eine Reise auf der längsten Strasse der Welt aussehen kann.
In dieser Beitragsreihe kommen verschiedene Reisende zu Wort. Sie ermöglichen Einblicke in ihre ganz persönliche Traumreise. Unterschiede und Gemeinsamkeiten werden aufgezeigt. Vielleicht wagst du nach dem Lesen den ersten Schritt und machst dich auf, um die Schönheiten der Welt zu entdecken.
In diesem Teil verraten wir euch unsere Panamericana Highlights der vergangenen drei Jahre!
About
Wie lange seit ihr schon unterwegs?
Wir sind seit Mai 2014 unterwegs.
Wie lange wollt ihr noch unterwegs sein?
Das wissen wir noch nicht genau. Seit gut einem Jahr arbeiten wir von unterwegs. Damit wir unterwegs bleiben können, müssen wir auch weiterhin Geld verdienen.
Fahrzeug
War von Anfang an klar, dass ihr die Panamericana mit einem Fahrzeug bereisen wollt? Wieso? Hattet ihr davor bereits Erfahrung mit dem Reisen mit Fahrzeug?
Ja, das war klar. Unzählige Bücher und Websites haben uns Jahre zuvor begeistert und inspiriert.
Bei einer Reise durch die Mongolei erlebten wir die Vorzüge eines Fahrzeuges zum ersten Mal selbst: anhalten wo und so oft wir wollen, an den schönsten Orten einfach für die Nacht bleiben, Sehenswertes zu anderen Zeiten, als alle anderen anschauen, die Natur erleben...
Bevor wir uns auf zum grossen Abenteuer Panamericana gemacht haben, haben wir mit unserem Fahrzeug ein paar Wochenend-Ausflüge und eine Testreise nach Kroatien unternommen, mehr nicht. Wir hatten also keine Erfahrung.
Für welches Fahrzeug habt ihr euch entschieden? Weshalb?
Für einen Toyota Land Cruiser HZJ75. Dieses und kein anderes sollte es sein.
Die Robustheit und Langlebigkeit des Modells, dass fast keine Automatik verbaut ist, die Ersatzteilbeschaffung und die Optik überzeugten uns.
Was hat die Anschaffung gekostet?
Rund 23'500 CHF.
Habt ihr den Ausbau selber vorgenommen?
Ja. In vielen, vielen Abend-, Wochenend- und Ferienstunden entstand ein Innenausbau nach unseren Vorstellungen. Eine schöne, anstrengende und enorm lehrreiche Zeit.
Nach euren jetzigen Erfahrungen: würdet ihr euch nochmals für das gleiche Fahrzeug entscheiden? Wieso? Wieso nicht?
Jein.
Jein deshalb, weil wir eigentlich sehr zufrieden mit unserer Zora sind, so hat sie uns doch auf rund 100'000 Kilometer sicher und zuverlässig begleitet...
Aber, vermutlich würden wir nicht mehr in solch beengten Platzverhältnissen reisen wollen. Dass uns so wenig Platz zur Verfügung steht, ist manchmal sehr anstrengend, vor allem bei Regen, Kälte, Wind oder grosser Hitze... Vielleicht wäre ein Hubdach die Lösung.
Wie viel Treibstoff verbraucht euer Fahrzeug pro 100 Kilometer?
Das ist je nach Untergrund sehr unterschiedlich und ganz genau haben wir es nie ausgerechnet. Auf Asphalt sind es rund 11 Liter pro 100 Kilometer.
Wie viel habt ihr auf der Panamericana für Reparaturen ausgegeben?
Sehr, sehr wenig! Es sind unter 1000 Franken inklusive regelmässigem Service.
Leben on the road
Wie sind eure sanitären Verhältnisse? Habt ihr ein Wc, eine Dusche?
Wir haben weder Dusche noch Wc. Beides haben wir manchmal vermisst.
Wie kocht ihr unterwegs? Esst ihr auch auswärts?
Weil es ein Benzinkocher ist und unser Wohnraum bescheiden ausfällt, kochen wir draussen. Für den Notfall haben wir noch einen kleinen Gaskocher mit Kartuschen.
Mit dem Coleman-Benzinkocher sind wir sehr zufrieden - er ist günstig in der Anschaffung, Benzin gibt es an jeder Tankstelle und obwohl wir meist 3 Mal täglich kochen, lässt er uns bisher nicht im Stich.
Ab und zu gehen wir auswärts essen - je nach Land, Preisniveau und Parkmöglichkeit. Vom Essen in Südamerika waren wir jedoch öfters enttäuscht - es dünkt uns langweilig und fad...
Manchmal war uns das Auto dabei auch im Weg - wie oft hätten wir gerne ein Café oder Restaurant besucht, fanden aber keinen geeigneten Parkplatz in der Nähe.
Wie navigiert ihr?
Mit einem Tablet, der LocusApp und den Karten von OpenStreetMaps. Ergänzt mit Strassenkarten von ReiseKnowHow. Hat für uns gut gepasst so.
Wie wichtig ist euch Internet/WiFi unterwegs? Was unternehmt ihr, um davon Gebrauch machen zu können?
Da müssen wir unterscheiden: von 2014 - 2016 sind wir nur gereist. WiFi brauchten wir "nur", um unsere Website zu betreiben, sowie um Kontakt zu Familie und Freunden zu halten. Das war uns wichtig, doch wir waren häufig auch tagelang offline.
Seit März 2017 reisen wir nicht nur, sondern wir arbeiten von unterwegs. Auf gutes Internet sind wir nun angewiesen. Zwar legen wir immer wieder Reisephasen ein, wo wir in Kauf nehmen, kein Internet zu haben, an den restlichen Tagen wählen wir Routen und Plätze aber so, dass wir online sein können - und somit die Möglichkeit haben Geld zu verdienen. Ganz so frei wie "früher" sind wir entsprechend nicht mehr.
Könnt ihr Spanisch? Habt ihr vor Reisestart einen Kurs besucht? Oder unterwegs?
Das mit dem Spanisch ist so eine Sache und wir sind mit uns selbst nicht zufrieden diesbezüglich... Wie viele andere auch, haben wir uns vorgenommen unterwegs einen Kurs zu besuchen. Leider ist bei uns der passende Moment irgendwie nie gekommen...
Bald konnten wir uns durchschlagen und verstanden einfache Unterhaltungen. Damit gaben wir uns (leider) zufrieden und begnügten uns mit ein paar wenigen Spanisch-Stunden in Salento, Kolumbien.
Wo übernachtet ihr mehrheitlich? Frei? Auf Campingplätzen? Aufgrund welcher Kriterien wählt ihr eure Plätze aus?
Wir lieben es frei zu übernachten, mit der Sonne aufzustehen, uns frei und der Natur nahe zu fühlen. Aufgrund unseres Reisefahrzeugs gibt es aber einige Plätze, die für uns nicht so geeignet sind: in Städten können wir nur schlecht auf der Plaza übernachten - wir kochen draussen und haben kein Wc.
Bei schlechtem Wetter ist es in unserem Fahrzeug ziemlich eng und wir bevorzugen einen bezahlten Platz, der vielleicht einen Aufenthaltsraum bietet. Fühlen wir uns unsicher, ist unsere Devise lieber ein paar Franken zu bezahlen und dafür beruhigt schlafen zu können. Im besten Fall trifft man auch gleich noch andere Reisende.
Was hat euch am meisten erstaunt am Unterwegssein mit dem Auto?
Sehr vieles!
Am meisten aber wohl, wie wenig freie Zeit für's Nichtstun bleibt. Das lasen wir im Vorfeld bei anderen, konnten uns das aber nicht so recht vorstellen. Tatsächlich braucht der Reisealltag, die Routenplanung und das Vorwärtskommen seine Zeit - doch das sind ja (meist) schöne Tätigkeiten den Tag zu gestalten.
Auch überrascht hat uns, wie einfach sich schlussendlich eine solche Reise machen lässt.
Sicherheit
Was unternehmt ihr, um euch sicher zu fühlen?
Wir wählen unsere Schlafplätze mit Bedacht, versuchen nicht zu fahren, wenn es dunkel ist (was immer wieder misslingt) und versuchen das Auto nie unbeaufsichtigt zu lassen... Auch das ist nicht immer möglich.
Habt ihr etwas Negatives erlebt? Habt ihr euch manchmal unsicher gefühlt? Hattet ihr irgendwo richtig Angst?
Leider kann es trotz aller Vorsicht schnell gehen... In Panama trafen wir uns auf einen Schwatz mit anderen Reisenden und standen für einige Minuten mit dem Rücken zu unserem Fahrzeug. Wir wurden abgelenkt und schwupps war unser Rucksack mit den Laptops drin aus dem Fahrzeuginnern verschwunden. Ärgerlich zwar, aber nicht weiter schlimm - zum Glück haben wir keine Daten oder Fotos verloren.
An freien Plätzen hatten wir immer mal wieder ein ungutes Gefühl, zum Glück immer unberechtigt.
Grenzgeschichten: Habt ihr eine erlebt die aussergewöhnlich schlimm, schön, mühsam war?
Bei unseren Reisevorbereitungen lasen wir einige haarsträubende Grenzgeschichten, entsprechend schwierig stellten wir uns das Grenzprozedere vor. Eine falsche Vorstellung! Zwar waren gerade die Grenzen in Mittelamerika teils zeitintensiv und chaotisch, schlussendlich aber nicht schlimm.
Die besten Erfahrungen machten wir an den ganz kleinen Grenzen. Hier erlebten wir die Zöllner als sehr freundlich und interessiert. Wir mochten es, wenn unsere Angaben feinsäuberlich von Hand in ein dickes Buch geschrieben wurden, wenn der Zöllner erst sein Goalie-Trikot abstreifen musste oder wenn Zeit für einen Schwatz blieb, weil gerade kein "Signal" (Internet) da war, um die Formulare am PC auszufüllen.
Lieblinge
Habt ihr ein Lieblingsland?
Wir haben viele! Etwa die USA, Mexiko, Kolumbien, Chile. Fast am besten hat es uns ganz oben (Yukon, Kanada) und ganz unten (Feuerland) in den Amerikas gefallen.
Habt ihre eine Lieblingsstrecke? Falls ja, wo ist sie? Warum ist es eine Lieblingsstrecke?
Auch Lieblingsstrecken haben wir viele...
- Zum Beispiel den Dempster Highway (Kanada)
- die roten Sandstrassen Utahs
- eine Strecke durch Palmenwälder in Kolumbien
- die schmale Strasse von Chachapoyas nach Cayamarca in Peru
- die Strecke durch den Parque Patagonia bis zum Paso Roballos in Chile...
- die Piste über Sand und Brücken im fantastischen Pantanal in Brasilien, usw, usw.
Habt ihr einen Lieblingsstellplatz?
Wieder ganz viele...
3 bezahlte Lieblings-Plätze: Finca Esperanza Verde in Nicaragua, ein Platz beim Lago Petén-Itzà in Guatemala, Hostal Serrana in Salento, Kolumbien.
3 freie Lieblingsplätze: zwischen roten Felsen im Grand Staircase Escalante NP, USA, ein Platz inmitten heller, rundgeschliffener Felsen direkt am Meer an der Küste Chile's, im Parque Patagonia in Chile.
Habt ihr eine Lieblingsbegegnung? Mit Menschen? Mit Tieren?
Eine besonders schöne Begegnung mit Menschen war für uns, das Kennenlernen einer Blumenpflücker-Familie in Peru. Wir setzten uns zu ihnen, vor ihre Hütte, um uns herum ein farbiges Blumenmeer und hielten einen Schwatz. Ihre Freude war ehrlich, ihr Interesse an uns mindestens genauso gross, wie das unsere an ihnen.
Wunderbar fanden wir es, Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten zu können - ganz gleich ob Affen, Faultiere, Vögel oder Pinguine.
Und auch einige Strassen-/Campinghunde sind uns ans Herz gewachsen.
Reisedauer
Was denkt ihr, ist die ideale Reisedauer für die Panamericana?
Wir würden sagen, irgendetwas zwischen 2.5 und drei Jahren. Unsere 26 Monate der 1. Etappe erscheinen uns ein wenig zu kurz. Wir würden nicht sagen, dass wir einen Stress hatten, aber an gewissen Orten, wären wir jetzt, mit dem Blick zurück, gerne länger geblieben.
Zum Glück können wir an einigen Lieblingsorten auf der 2. Runde nochmals vorbeischauen!
Warum findet ihr das die ideale Reisedauer?
Jetzt, wo wir sehr langsam reisen, erkennen wir die Vorzüge, wenn man länger an einem Ort bleibt.
Falls ihr die Reise schon beendet habt: decken sich die Vorstellungen von vor der Reise, mit den Erfahrungen nach dem Bereisen der Panamericana?
Wir hatten eine etwas "romantischere" Vorstellung dieser Reise, als sie es in Tat und Wahrheit ist. Das tägliche Yoga fand nicht statt, Gitarre spielen gelernt haben wir nicht. Es war und ist nicht immer nur eitel Sonnenschein - teils ist es auch ganz einfach anstrengend und mühsam.
Aber: wir möchten keine Sekunde dieser Reise missen. Es ist für uns die bisher schönste Zeit unseres Lebens. Und wir wissen schon jetzt, es wird nicht unsere letzte längere Reise sein.
Angenommen ihr hättet weniger Zeit zur Verfügung. Würdet ihr trotzdem die ganze Panamericana befahren? Falls nein, welche Region, welchen Teilabschnitt?
Mit weniger Zeit würden wir nur einen Teil der Panamericana bereisen. Entweder Nordamerika mit Mexiko und eventuell Zentralamerika. Oder Südamerika. Beide Optionen bieten eine Fülle an Eindrücken/Erlebnissen.
Persönliche Eindrücke und Erfahrungen
Was ist für euch persönlich das Schwierigste unterwegs? Was das Schönste?
Wir hätten's nicht gedacht, aber es sind doch die beengten Platzverhältnisse. Sie machten das Reisen zu Zweit teils zu einer Herausforderung - vor allem bei Hitze, Kälte, Nässe, Hunger, Müdigkeit oder Mücken.
Was macht ihr, wenn ihr Streit habt?
Falls möglich, gehen wir uns aus dem Weg und jeder macht etwas für sich. Jeder erlebt dabei etwas unabhängig vom anderen. Gut möglich, dass man dies dem anderen danach erzählen will und der Streit schon fast vergessen ist.
Ist es nicht möglich, sich aus dem Weg zu gehen, versuchen wir die Sache auszudiskutieren. Und nicht alles so ernst zu nehmen. Nicht nachtragend zu sein und schnell verzeihen hilft auch.
Ist es euch manchmal zu eng, zu nah im Reisefahrzeug?
Ja. Siehe Frage, zum Schwierigsten unterwegs.
Welches ist eure bisher wertvollste Erfahrung?
Wie sehr wir uns in der Welt und in uns Zuhause fühlen.
Dass die Menschen grundsätzlich überall freundlich sind.
Welche Schätze diese Welt zu bieten hat.
Geld und Reisefinanzierung
Wie könnt ihr euch diese Reise leisten? Habt ihr gespart, geerbt oder arbeitet ihr unterwegs?
Wir haben rund 4 Jahre gespart und konnten uns so leisten, gut 2.5 Jahre nur zu reisen. Seit ein paar Monaten müssen wir Geld verdienen, um unterwegs sein zu können.
Falls ihr von unterwegs arbeitet, wie verdient ihr Geld?
Wir schreiben Texte und erstellen Websites.
Jetzt kommt's: wenn ihr noch unterwegs seid: wie viel gebt ihr pro Monat aus?
Wir geben pro Monat durchschnittlich 1500 CHF aus.
Wenn ihr die Reise auf der Panamericana bereits beendet habt: wie viel hat eure gesamte Reise gekostet?
Das können wir noch nicht genau beziffern.
Was möchtet ihr noch loswerden?
An alle, die noch darüber nachdenken, ob sie es wagen sollen, oder nicht: Tut es!
Warst du auch schon mit eigenem Reisefahrzeug auf der Panamericana unterwegs? Dann freuen wir uns, wenn du Teil dieser Beitragsserie wirst. Melde dich gerne bei uns.
Die Panamericana-Erfahrungen von pawsontour, pepamobil, was maximundo alles erlebt haben auf der der längsten Strasse der Welt, die Panamericana Reisekosten von dare2go ihre Reise erleben, wie viel die Panamericana für zwei Erwachsene und 2 Kinder kostet, welches die Panamericana Highlights für clauvidontour waren, kannst du unter den entsprechenden Links nachlesen.