Weltreisende stellen in 20 Antworten ihre Lieblingsdestination vor.

Ulan Bator, Mongolei by zufussunterwegs.


 

1. Stelle dich doch bitte kurz vor. Wo kann man von dir lesen, bei deinen Abenteuern dabei sein? Jana von zuFussunterwegs

Ich bin Jana und ich schreibe auf zuFussunterwegs über die Wiederentdeckung der Langsamkeit – auf Reisen, in der Natur, beim Wandern und im Alltag. Am liebsten reise ich langsam, am allerliebsten zu Fuss, und nehme mir gerne viel Zeit, Land und Leute abseits der Wege zu entdecken und vor allem auch die Natur zu geniessen.

2. Welchen Ort stellst du uns vor?

Den „Roten Helden“, die Hauptstadt der Mongolei: Ulan Bator. Eine Stadt mit eher verhaltenem Charme, die aber wie kaum eine andere ein Symbol für einen Umbruch in einem Land ist.

3. Weshalb genau diesen?

Ulan Bator habe ich bereits zweimal besucht. Immer als Ausgangs- und Endpunkt längerer Reisen in die Mongolei. Es ist eine Stadt der Gegensätze. Ein Sinnbild für die sehr unterschiedlichen Lebensweisen in der Mongolei. Auf der einen Seite die pulsierende, im Zentrum mittlerweile hochmoderne Hauptstadt, die immer mehr Mongolen anzieht und wo man den vorhandenen Reichtum auf Schritt und Tritt spürt und sieht. Auf der anderen Seite die traditionelle Lebensweise der Nomaden in den unendlichen Weiten des Landes.

4. Wann warst du das letzte Mal dort?

Zweimal bisher war ich in Ulan Bator. Einmal im Jahre 2011 und zuletzt im Sommer 2014. Allein in diesen drei Jahren hat sich die Stadt grundlegend gewandelt. Ganze neue Stadtteile sind aus dem Boden gestampft worden. Allerdings ist die Stadt zu schnell gewachsen für ihre vorhandene Infrastruktur. Ein tägliches Schauspiel für sich …

5. Was gefällt dir besonders?

Ich liebe es, eine Stadt im Umbruch zu erleben. Die Aufbruchstimmung zu spüren. Ulan Bator erlebt genau diesen Wandel seit einigen Jahren.

 

Die Gegensätze von Alt und Neu, die du am besten erlebst zwischen den hochmodernen Geschäftshäusern im Stadtzentrum und den schnell wachsenden Jurten-Vierteln in den normalen Gegenden, strahlen einen besonderen Reiz aus.

 

Auf der einen Seite geniessen Menschen ihren plötzlichen Reichtum und die Chance, ein viel besseres Leben führen zu können. Auf der anderen Seite sind da die vielen Nomadenfamilien, die ihre traditionelle Lebensweise aufgeben und in der Hoffnung auf neues Glück in die riesige Stadt ziehen. Wo sie ein komplett anderes Leben leben müssen. Laut, kaum Platz, keine Natur mehr, viele Menschen – das komplette Gegenteil ihres Nomadenlebens.

 

Es gibt wenige Städte auf der Welt, wo man dies alles so hautnah miterleben kann, wie zur Zeit in der mongolischen Hauptstadt.

6. Wann ist die beste (Jahres-) Zeit für einen Besuch?

Ganz klar, im Sommer.

 

Der mongolische Winter ist viel zu kalt, die Temperaturen zu niedrig. Die Stadt hängt dann unter einer Dunstglocke, die sich gar nicht mehr öffnet.

 

Im Sommer herrschen angenehme Temperaturen, um eine neue Stadt zu erkunden.

7. Wie komme ich hin?

Am besten, indem du eines der letzten Abenteuer auf Reisen wagst: die lange Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau über Irkutsk am Baikalsee bis nach Ulan Bator. Ohne Unterbrechung sind das 4 Tage. Alternativ geht das auch kürzer von Peking aus. Plätze unbedingt vorher reservieren!

 

Ansonsten natürlich mit dem Flugzeug. Ulan Bator hat einen internationalen Flughafen, der bisher nur eine Start- und Landebahn besitzt. Der Anflug auf die Stadt ist schon etwas Besonderes, über die Berge und um dann in der riesigen Weite diese eine, winzig wirkende, Landebahn anzufliegen. Ein neuer, grösserer Flughafen soll 2017 eröffnet werden.

 

Für Reisen innerhalb des Landes kannst du auch Fernbusse nutzen.

8. Was einpacken?

Deinen normalen Reiserucksack. Es wird nicht tropisch heiss, sondern kann im Sommer auch mal etwas kühler als erwartet sein (15 Grad).

 

Die Badesachen müssen nicht ganz nach oben im Rucksack, sollten aber dabei sein, wenn du die restliche Mongolei ebenfalls erkunden möchtest.

 

Für ein Trekking in den mongolischen Bergen oder einen Ausflug in die Wüste Gobi empfehlen sich Wanderschuhe und wärmere, windfeste Kleidung.

9. Dein Übernachtungstipp?

Das Guesthouse Oasis. Liebevoll geführt ist es im wahrsten Sinne des Wortes eine Oase in der lauten Stadt. Ein strassenabgewandter Garten lädt zum Verweilen ein, eine gute (teilweise europäische) Küche zum Schlemmen, gerade für die, die länger auf Reisen sind.

 

Übernachten kannst du in landestypischen Jurten oder in Mehrbettzimmern.

 

Zum Stadtzentrum ist es eine kurze und einfache Busfahrt mit einer Haltestelle direkt vor der Haustür.

10. Was muss ich probieren (kulinarisch)?

Die Mongolei ist ein Land der Viehzucht. Entsprechend wird viel Fleisch gegessen. Dazu selbstgemachte Nudeln oder Teigwaren und kaum Gemüse.

 

Ich liebe Buuds, das sind mit Fleisch (zum Beispiel Yak, Lamm oder Rind) gefüllte Teigtaschen. Besonders lecker sind sie, wenn dir die Fleischbrühe beim Reinbeissen gleich über die Zunge läuft.

 

Magst du es richtig traditionell, dann empfehle ich dir, dazu den typischen gesalzenen Milchtee zu trinken. Der ist allerdings nicht jedermanns Geschmack. Meiner auch nicht.

 

In Ulan Bator gibt es mittlerweile auch sehr viele Fast-Food Ketten, die die jungen Mongolen lieben. Das ein oder andere vegetarische oder gar vegane Restaurant lässt sich auch finden. Auf eine konkrete Empfehlung verzichte ich, da so viele Restaurants aus dem Boden schiessen und wieder verschwinden.

11. Wie starte ich am besten in den Tag? Deine Empfehlung für ein Frühstück?

Du beginnst deinen Stadtbummel am besten auf dem riesigen Suchbaatar-Platz mit dem Denkmal des gleichnamigen Nationalhelden.

 

Von dort empfehle ich dir, auf der Haupteinkaufsstrasse in Richtung Gandan-Kloster zu spazieren und dabei rechts und links in die kleinen Seitenstrassen einzutauchen und das quirlige Leben zu beobachten. Was du alles erleben kannst, wenn du dich, durch eine unbekannte Stadt einfach etwas treiben lässt, habe ich im Artikel unerwartete Kostbarkeiten eines Stadtspaziergangs beschrieben.

 

Frühstück wird in der Mongolei für überbewertet gehalten und einheimische, kleine Bars für ein besonderes Frühstück kann ich nicht nennen.

12. Wie geht es weiter, was kann ich anschauen, unternehmen, erleben?

Zu deinen Must Do’s gehören:

* Ein Besuch des grössten Schwarzmarkts Asiens Naarantuul. Am besten nur mit vereinzelten versteckten Geldscheinen, ohne Handy und andere Wertgegenstände hingehen. Eintauchen, treiben lassen, beobachten, handeln. Es gibt auf diesem Markt alles, wirklich alles. Achtung: Dienstag geschlossen.

 

* Alt und Neu direkt nebeneinander: Besuche den kleinen, aber feinen und versteckt liegenden, Tschoidschin Lama – Tempel südlich des Suchbaatar-Platzes und erlebe dieses alte buddhistische Kloster inmitten hochmoderner neuer Bürogebäude, an deren Fassaden die Werbung flimmert. Irgendetwas wirkt hier fehl am Platze …

 

* Besonders eindrücklich ist eine Vorstellung im mongolischen Kehlkopfgesang, Khomeei, und die Musik mit der Pferdekopfgeige, die von einheimischen Männern gespielt wird.

 

* Achte auch einmal auf die Fussgängerampeln! Dort weisen nicht immer Ampelmännchen den Weg, sondern auch manchmal Ampelreiter …

13. Wo muss ich ein Foto machen?

Der besondere Reiz der Stadt sind ihre Gegensätze.

 

Im Zentrum fahren die grössten und teuersten Autos umher. Ich habe noch nie so viele Hummer auf einen Haufen gesehen. Ein Stückchen weiter leben Menschen in einfachen Jurten und armen Verhältnissen.

 

Die Vielzahl meiner Fotos erfassen diese Stadt der Gegensätze, die ich auf so engem Raum noch nicht oft gesehen habe.

 

Und ausserdem: siehe Punkt 15.

14. Wo treffen wir uns zum Dinner? Wo lassen wir den Abend ausklingen?

Wir beginnen im Herzen der Stadt, auf dem Suchbaatar – Platz. Von dort spazieren wir die Enkh Tayvan Avenue entlang und lassen uns inspirieren und unsere Schritte entscheiden, wo wir lang gehen.

 

Wir finden ein landestypisches Restaurant und machen anschliessend einen Abendspaziergang, um das Treiben der jungen, lebenslustigen Stadt-Mongolen zu beobachten.

15. Und am nächsten Tag? Was darf ich nicht verpassen?

Verlasse die Stadt und fahre gen Osten in Richtung Terelj (mit zugehörigem Nationalpark) bis zur riesigen Reiterstatue von Dschingis Khan.

 

Stelle dir eine Fahrt durch eine flache Landschaft vor, weit und breit nichts. Auf einmal siehst du ein überlebensgrosses silbriges Monster in der Landschaft aufragen. Wie aus dem Nichts.

 

Und dann steht er da. Dschingis Khan auf seinem Pferd. Ein Ziel auch für Mongolen, die hier gerne für Fotomotive mit dem Nationalhelden posieren. Man kann in das Innere der Statue hineingehen und zu einer Aussichtsplattform vor der Brust des Imperators aufsteigen. Das alles wirkt ein bisschen surreal.

 

Wenn du magst, schliesse ein paar Tage im nahen Nationalpark an, um zu wandern, zu reiten oder Nomaden zu besuchen.

16. Hast du weitere Restaurant-Tipps, kennst noch mehr nette Cafés oder stimmungsvolle Bars?

Ich traue mich nicht, hier einen Tipp abzugeben. Die Restaurants, die wir 2011 schätzen gelernt haben, waren ein paar Jahre später schon nicht mehr da.

 

Sei dir bewusst, dass im Stadtzentrum das schnell verdiente Geld der Mongolen regiert, entsprechend findest du viele moderne und kultige, auch internationale, Restaurants, Bars, Cafés. Auch solche, in denen man länger sitzen und arbeiten kann.

 

Bist du in Nebenstrassen oder Aussenbezirken unterwegs, findest du auch kleinere Restaurants, wo die Einheimischen essen und einfaches, landestypisches Essen angeboten wird.

17. Wo kann ich Mitbringsel erstehen?

Souvenirshops gibt es im Stadtzentrum in Hülle und Fülle. Wer das Land und die Nomadenfamilien besuchen möchte, der kann die schönsten Mitbringsel von den Nomaden und in den klitzekleinen Orten unterwegs kaufen. Weniger teuer und eine nette Unterstützung für die Menschen auf dem Land.

18. Dein ultimativer Geheimtipp?!

Wenn es dich interessiert, empfehle ich dir, auch die ärmeren Jurten-Viertel ausserhalb des Stadtzentrums zu besuchen.

 

Dort kannst du ein so gänzlich anderes Ulan Bator finden. Eines, wo das Wasser noch von einer Wasserstelle geholt werden muss und mengenmässig zugeteilt wird. Wo die Familien in einer Jurte leben, auf staubigem Untergrund, ohne Grün, ohne befestigte Strassen.

Für viele Mongolen ist „Wasser aus der Wand“ noch immer ein unerfüllter Traum, das lässt sich in einem solchen Jurten-Viertel hautnah erahnen.

 

Obwohl die Mongolei ein sicheres Reiseland ist, empfehle ich einen Einheimischen als Begleiter. Auskünfte bekommst Du, zum Beispiel, im Oasis-Guesthouse.

19. Was muss ich sonst noch wissen?!

In Ulan Bator lebt die Hälfte aller Mongolen, in einem Land, das zu den grössten auf der Erde gehört. Es ist eine Stadt mit ungehemmten und ungebremsten Wachstum. Die notwendige Infrastruktur hatte keine Chance, mit diesem rasanten Wachstum Schritt zu halten.

 

Der „Rote Held“ ist eine laute Stadt, eine nicht sehr saubere Stadt. Stelle dich auf Staus ein, auf Schlaglöcher. Ich empfehle, viel zu Fuss zu gehen oder die öffentlichen Busse zu nutzen.

 

Es ist eine Stadt, die gleichzeitig faszinieren und abstossen kann. Ich möchte keines meiner Erlebnisse hier missen. Ich mag die Herzlichkeit der Mongolen, ihre Gastfreundschaft. Ich vermisse den Wahnsinn auf den Strassen aber keinesfalls.

 

Die mongolische Sprache nutzt kyrillische Schriftzeichen. Das Zurechtfinden wird dadurch etwas erschwert, wenn man diese nicht lesen kann.

20. Reichen 48h? Falls nein, was ist die optimale Aufenthaltsdauer?

Ja, 48 Stunden reichen für Ulan Bator. Plane dafür mehr Zeit ein, tiefer in das Landleben der Mongolen einzutauchen und das Nomadenleben live mitzuerleben.

 

 

Eine Stadt der Gegensätze
Schnappschuss Ulaan Baatar
Dschinggis Khan Reiterstatue
Ulaan Baatar: Ger-Distrikt